Kommentar |
SaarLorLux et cetera – Europäische Geschichte im regionalen Rahmen
Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die regionale Geschichte und Kultur der europäischen Kernregion Saarland-Lothringen-Luxemburg mit Ausblicken auf Rheinland-Pfalz und Wallonien. Sie bietet einen gerafften Gesamtüberblick über die historische Entwicklung der Großregion. Im Mittelpunkt stehen aber weniger die wechselnden politischen Machtverhältnisse und häufigen Kriege, sondern vielmehr das alltägliche Leben breiter Bevölkerungsschichten (Siedlung, soziale, wirtschaftliche und religiöse Verhältnisse). Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Situation der ländlichen und kleinstädtischen Bevölkerung. Die bis heute nachwirkenden Entwicklungsdefizite des Saarlandes und der ländlichen Gebiete Lothringens haben ihre strukturellen Wurzeln - schon lange vor der Krise der Montanindustrie - in einer seit dem Mittelalter unterentwickelten Städtelandschaft, der Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges und der darauffolgenden Machtpolitik der französischen Monarchie. Das bürgerliche Zeitalter beginnt mit dem großen gesellschaftlichen Wandlungsprozess der Französischen Revolution, in deren Folge das linksrheinische Deutschland zur Zeit Kaiser Bevölkerung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts trug mit zur Revolution von 1848 bei und konnte erst durch die beginnende Industrialisierung zum Besseren gewendet werden. Der industrielle Aufschwung ließ die entstehenden Reviere an der mittleren Saar (Kohle, Eisen, Glas, Keramik), in Südluxemburg und im nordöstlichen Lothringen zu wichtigen Zentren der Schwerindustrie anwachsen, wobei die Teilregionen in die unterschiedlichen politischen Systeme der jeweiligen Nationalstaaten eingebunden waren. In unterschiedlichem Maße konnte sozialer Fortschritt in eher demokratisch oder obrigkeitlich geprägten Gesellschaften erkämpft werden. Die gestiegene wirtschaftliche Bedeutung der Region ließ sie im 20. Jahrhundert zum Spielball nationaler Ambitionen werden, der im Sonderweg des Saargebietes bzw. des Saarlandes nach den beiden Weltkriegen seinen Ausdruck fand, bis seit den 60er Jahren die alte Erbfeindschaft überwunden wurde und der Weg zu einem friedlichen Europa gebahnt wurde.
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