Kommentar |
Der 'Tristan' Gottfrieds von Straßburg ist der schönste Liebesroman des deutschen Mittelalters. Beruhend auf französischen Vorlagen, aber in deren Verarbeitung ganz eigene Wege gehend, greift Gottfried das Motiv der Liebe Tristans zur mit König Marke verheirateten Isolde auf - eine Dreiecksverbindung, die für die stark von der kirchlichen Moral geprägte Zeit des 12./13. Jahrhunderts grundsätzlich brisant war. Gottfried arbeitet das Dilemma der ehelichen Treue einerseits und der bedingungslosen, hingebungsvollen, unkonventionellen Liebe andererseits mit viel psychologischem Fingerspitzengefühl und hohem literarischem Anspruch aus.
Im Seminar wird der Text gemeinsam gelesen und vor seinem kultur- und literaturgeschichtlichen Hintergrund diskutiert. Schwerpunkt der Interpretation wird das Verständnis der minne-Konzeption Gottfrieds darstellen. Da der Roman Fragment geblieben ist, wird im Seminar auch ein Blick auf die mittelalterlichen Fortsetzungen des Textes geworfen; darüber hinaus können Fragen der handschriftlichen Überlieferung und/oder der neuzeitlichen Rezeption des Textex besprochen werden (nach Wunsch auch mit Blick auf den schulischen Deutschunterricht). |
Literatur |
Es wird mit folgender Textausgabe gearbeitet (bitte anschaffen):
Gottfried von Straßburg, Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu hg., ins Nhd. übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn, 3 Bde, Stuttgart, Bd. 1: 2010 (13. Aufl.), Bd. 2: 1993 (6. Aufl.), Bd. 3: 2012 (9. Aufl.) (Reclams Universal-Bibliothek 4471-4473). |