Warum Heinrich von Kleist „heute noch fasziniert“, fragt ein Artikel, der 2011 anlässlich von Kleists 200. Todestag in der ZEIT erschien. Die Frage nach der „Aktualität“ von Autoren ist ein Dauerbrenner und sie wurde zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich beantwortet. Dass „Aktualität“ keine feste Größe ist, sondern historischen Entwicklungen unterliegt, wird am Beispiel Kleist deutlich.
Heute wird Kleist immer wieder als ein eigentlicher "Moderner" dargestellt. In seiner eigenen Zeit jedoch wurde er gar nicht als „aktuell“ und zeitgemäß wahrgenommen. Seine Erzählungen wurden kaum gelesen, seine Stücke nur zum Teil gespielt und mitunter zensiert. Seine heutige Wirkung aber ist enorm. Sie lässt sich nicht nur an der Aufnahme seiner Werke in Lehrpläne und an der Beliebtheit seiner Dramen auf der Bühne ablesen, sondern auch an zahlreichen Romanen, Hörspielen, Filmen und Comics, in denen der Autor und seine Werke ein intermediales Nachleben erfahren.
Das Seminar bietet Einblick in die spezifische Wirkungsgeschichte von Kleists Werken und Biografie. Behandelt werden vor allem die Erzählung Michael Kohlhaas und diverse Adaptionen für Radio und Kino (z.B. Volker Schlöndorffs Michael Kohlhaas – der Rebell, 1969). Die Nachwirkung von Kleists Biografie soll anhand von Ausschnitten aus Christa Wolfs Erzählung Kein Ort. Nirgends (1979) nachvollzogen werden, in der eine fiktive Begegnung zwischen Kleist und der Dichterin Karoline von Günderrode inszeniert wird. Den Abschluss bilden die Dokumentation Die Akte Kleist (2011), die Kleists Selbstmord als Kriminalfall aufbereitet sowie weitere Reaktionen aus Presse und Medien auf den 200. Todestag des Autors.
Neben aktiver Teilnahme sind die Bearbeitung von wöchentlichen Aufgaben und das Einreichen eines Exposés für die Hausarbeit verpflichtend. Das Seminar wird mit einer schriftlichen Hausarbeit abgeschlossen.
Bitte bis Semesterbeginn lesen:
- Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas (vorzugsweise in der Klassiker-Ausgabe der Sämtlichen Erzählungen)
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