Kommentar |
Die Phänomenologie gehört mit ihrer radikalen und voraussetzungslosen Orientierung an der erlebten Erfahrung zweifelsohne zu den bedeutendsten Strömungen einer Philosophie der Gegenwart. Ihre Methode und Erkenntnisse kommen heute nicht nur in den Kernfragen der Philosophie, sondern in einer Vielfalt wissenschaftlicher Disziplinen zur Anwendung; so etwa in der Soziologie, der Psychologie und Psychotherapie, den Geschichts- und Politikwissenschaften, der Literaturwissenschaft, wie überhaupt in den Kunst- und Kulturtheorien, aber in ihren epistemologischen und kritischen Ansätzen auch in diversen Naturwissenschaften. Phänomenologische Klassiker, insbesondere Husserl, Heidegger und Merleau-Ponty wurden unter unterschiedlichen Aspekten zitiert, appliziert und (durchaus auch kritisch) weitergedacht.
Um die fortdauernde Attraktivität und »Wirkmacht« der Phänomenologie besser verstehen zu können, möchten wir uns im Seminar mit einschlägigen Schlüsseltexten jener klassischen Autoren auseinandersetzen, die uns in Grundlagen der phänomenologischen Herangehensweise einführen sollen. Wir werden uns dabei mit zentralen Feldern der Phänomenologie beschäftigen, etwa der Wahrnehmung, dem Erkennen, der Leiblichkeit, Zeitlichkeit, und wie sich diese in und durch das Erleben eines lebensweltlichen Subjekts (bzw. Daseins) vollziehen; aber auch mit der Frage, wie sich Intersubjektivität als eine Erfahrung des Mitseins ereignet, die wiederum von Phänomenen wie Sozialität, Kultur, politischen Verhältnissen usw. vorausgesetzt wird. Im Angebot all dieser Untersuchungsbeispiele wird die wesentliche Aufgabe im Seminar darin bestehen, sich der phänomenologischen Methode so anzunähern, dass der Anspruch einer radikalen Orientierung an der erlebten Erfahrung nachvollzogen und der »phänomenologische Blick« eingeübt bzw. geschärft werden kann. Denn schließlich heißt es an einer Stelle, deren Bedeutung wir ergründen werden:
»Die Einführung in die Phänomenologie geschieht nicht dadurch, daß man phänomenologische Literatur liest […] Es geht nicht darum, auf phänomenologische Richtungen und Diskussionen zurückzugehen, sondern darum, sich in der Arbeit des Durchsprechens der Sachen in die Position zu bringen, phänomenologisch zu sehen. Wenn das Verständnis der Sachen gewonnen ist, dann kann die Phänomenologie verschwinden.« |
Bemerkung |
Anmeldungen via LSF sind bis zum 27.10.2016 möglich.
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Erstes Treffen: Di | 04.10. | 18 -19:30 Uhr [Einführung in die Thematik, Besprechung des Seminarablaufs, Vergabe von Referaten]
Block-Termine: Fr | 28.10. | 15 - 19:30 Uhr Fr | 04.11. | 15 - 19:30 Uhr Fr | 16.12. | 15 - 19:30 Uhr Sa | 17.12 | 15 - 17:30 Uhr
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Hinweis: Jan Heintz wird die Lehrveranstaltung mit einem Tutorium begleiten. Genauere Infos dazu beim ersten Termin oder per Mail an: jan.heintz[at]freenet.de |